Archiv der Kategorie: Netzfunde

Interview: Crowdfunding – Finanzierungsmodell für journalistische Projekte?

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion zum Crowdfunding für freie Journalisten, die der Deutsche Fachjournalisten-Verband e. V. vergangene Woche in Berlin abgehalten hat, hat mich Joachim Fulda für den Fachjournalist-Podcast interviewt. Hier geht es zu dem knapp 9-minütigen Gespräch.

Immunologische Meldungen des VBIO, Juli/August 2011

Auch aus den älteren VBIO-News will ich noch ein paar Meldungen zusammenfassen und verlinken:

Zentraler Schalter für das Immunsystem
Ein Team um Joachim Schultze, Direktor Genomforschung und Immunregulation am Institut Life and Medical Sciences (LIMES) der Universität Bonn, hat herausgefunden, dass das Protein SATB1 ein zentraler Schalter des Immunsystems ist. In den T-Zellen, die im Zuge einer Immunantwort Krankheitserreger bekämpfen sollen, wird es hochgefahren; in den regulatorischen T-Zellen (Tregs), die ein Überschießen der Abwehr (und damit z. B. Autoimmunerkrankungen) verhindern sollen, ist SATB1 hingegen abgeschaltet.

Immunsystem entscheidend für Multiple Sklerose verantwortlich
Stefan Schreiber, Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin am Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Sprecher des Exzellenzclusters Entzündungsforschung, konnte einen Durchbruch in der Erforschung der MS vermelden. In Nature wurde die bislang größte MS-Genomstudie der Welt veröffentlicht, bei der 23 bekannte Risikogenvarianten bestätigt und 29 neue genetische Varianten entschlüsselt wurden, die zur Auslösung der MS beitragen. Ein Drittel der identifizierten Gene steht auch mit der Entstehung anderer Autoimmunkrankheiten wie Morbus Crohn oder Diabetes Typ 1 in Verbindung. Auch der bereits bekannte Zusammenhang von MS und Vitamin-D-Mangel wurde weiter aufgeklärt: Zwei der gefundenen Gene sind am Vitamin-D-Stoffwechsel beteiligt.   Weiterlesen

NZZ über Ernährung und Immunsystem

Ulrike Gebhardt gibt in der NZZ Online eine gute Übersicht über den aktuellen Forschungsstand zum Zusammenhang zwischen Nahrung, Darmflora und Immunabwehr: Die Körperabwehr ist, was der Mensch isst. So berichtet sie von einer Studie von Gerhard Rogler am Universitätsspital Zürich, der Patienten mit der chronisch-entzündlichen Darmkrankheit Colitis ulcerosa getrocknete Heidelbeeren zu essen gibt, die sich im Tierversuch als entzündungshemmend erweisen haben.

Für Nichtschweizer: Eine Rande ist eine rote Rübe. Etwas verwirrend finde ich diese Passage:

Das beobachtete der Arzt J. F. Menkel schon vor gut 200 Jahren bei unterernährten Personen in England: Ihr Thymus, ein wichtiges Immunorgan hinter dem Brustbein, in dem «T-Zellen» ausgebildet werden, war deutlich geschrumpft.

Tatsächlich ist der Thymus aller erwachsenen Menschen „deutlich geschrumpft“: Dieses Organ, in dem sich unsere T-Lymphozyten entwickeln, stellt mit dem Eintritt der Geschlechtsreife seine Arbeit ein und bildet sich zurück. Vermutlich hat Menkel Kinder untersucht.

FAZ berichtet vom Rheumatologen-Kongress

Christina Hucklenbroich hat am 12. September bei FAZ.NET vom Rheumatogogen-Kongress in München berichtet. Den Vorträgen zufolge ist mittlerweile bei vielen Patienten eine vollständige Remission erreichbar, vor allem durch Kombinationstherapien — vorausgesetzt, sie erhalten rechtzeitig die richtige Diagnose und finden einen Rheumatologen, der sie richtig behandelt.

Rheumatologen, die neben rheumatoider Arthritis auch weitere Autoimmunerkrankungen wie Morbus Bechterew und Lupus erythematodes behandeln, sind in Deutschland allerdings Mangelware, sodass zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und dem Beginn der Therapie im Durchschnitt 13 Monate vergehen.

Spektrum-Artikel über Xenohormone

Gut erholt aus dem Toskana-Urlaub zurückgekehrt, versuche ich gerade die Wissenschafts-Newsletter der letzten drei Wochen zu sichten. Dabei stieß ich auf den Hinweis, dass ein interessanter Artikel aus dem September-Heft von Spektrum der Wissenschaft derzeit kostenlos als PDF zur Verfügung steht:

Marie Tohmé, Jean Pierre Cravedi und Vincent Laudet: Störenfriede im Hormonhaushalt

Die Autoren gehen zwar nicht auf das Immunsystem oder gar auf Autoimmunerkrankungen ein, aber da Xenoestrogene usw. in der Fachliteratur gelegentlich als mögliche Ursachen für die Zunahme der Autoimmunerkrankungen in den letzten Jahrzehnten genannt werden, nehme ich den Artikel dennoch in meine Liste mit Hintergrund-Informationen auf.

Videos zum Lehrbuch „Janeway’s Immunobiology“, 7. Auflage

Sämtliche Lehrvideos, die der (gerade noch*) aktuellen 7. Auflage des Standardwerks von Murphy, Travers und Walport auf einer CD beiliegen, zeigt der Verlag Garland Science auch bei YouTube.

Am häufigsten (über 164.000 Mal) wurde bislang das Video zum Komplementsystem abgerufen. Es zeigt sehr schön, wie irrsinnig komplex bereits das angeborene Immunsystem ist.

* Im August erscheint die 8. Auflage.

Flash-Präsentation über Immunabwehr und Autoimmunerkrankungen

Wer noch nicht viel über das Immunsystem und Autoimmunerkrankungen weiß, amerikanisches Englisch versteht, sich nicht an einer sehr amerikanischen Machart stört (waaah, die Musik!) und nichts gegen Flash hat, kann sich dieses Bildungsmodul ansehen und anhören, das die American Autoimmune Related Diseases Association (AARDA) entwickelt hat.

Hustenblocker Dextromethorphan könnte Neurodegeneration bei Multipler Sklerose bremsen

Labormaus. Foto: Aaron Logan, cc-by, www.lightmatter.net/gallery/albums.php

Wie The Scientist berichtet, haben Forscher um den kalifornischen Zellbiologen Wenbin Deng herausgefunden, dass der verbreitete Hustensaftwirkstoff Dextromethorphan in MS-Tiermodellen (Mäusen mit Experimenteller autoimmuner Enzephalomyelitis, EAE) bei niedriger Dosierung die Demyelinisierung verlangsamen kann. Während es für die Frühphase von Multipler Sklerose bereits gute entzündungshemmende Wirkstoffe gibt, wird nach einer gezielt neuroprotektiven Therapie für die chronische Phase, in der antiinflammatorische Mittel allein kaum noch wirken, fieberhaft gesucht.

Die Studie ist in der Fachzeitschrift Neurobiology of Disease erschienen und nicht frei zugänglich. Dem Abstract zufolge inhibieren niedrige Dextromethorphan-Gaben zum einen die NOX2-abhängige Hyperoxidproduktion in aktivierten Mikrogliazellen, was die Entzündung hemmt. Zum anderen verringert die Behandlung bei schwächeren EAE-Fällen das Eindringen der Monozyten und Lymphozyten in das Rückenmark. Außerdem reduziert eine langfristige Verabreichung niedriger Dosen bei schwächeren EAE-Erkrankungen die Demyelinisierung und damit den Axonverlust im Lendenbereich des Rückenmarks. Inwieweit diese Ergebnisse auf MS beim Menschen übertragbar sind, bleibt abzuwarten.

Evolution des Immunsystems: Neunaugen-Thymus entdeckt

Flussneunauge

Zur adaptiven Immunabwehr der Neunaugen, mit der ich mich bereits in einer zweiteiligen Übersicht über die Evolution des Immunsystems beschäftigt habe, gibt es Neuigkeiten, wie The Scientist berichtet: Thomas Boehm vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg und seine Kollegen haben offenbar den Thymus der Neunaugen entdeckt – jenes Organ, in dem die unseren T-Zellen ähnelnden Lymphozyten der Neunaugen heranreifen.

Zunächst entdeckten sie, dass im Kiemenkorb der Neunaugen ein Gen exprimiert wird, das unserem FOXN1 entspricht, einem Transkriptionsfaktor, der für die Entwicklung des Thymus nötig ist. Anschließend wiesen sie nach, dass an derselben Stelle auch die „T-Zellen“ dieser fischähnlichen kieferlosen Wirbeltiere Veränderungen durchlaufen. Als nächstes wollen sie MHC-Moleküle suchen, von denen man bislang dachte, sie kämen bei Neunaugen nicht vor.

Diabetes Typ 1: Im Frühstadium kann Abatacept die Funktion der Betazellen erhalten

Auf der deutschen Website von The Lancet wurde am 1. Juli über eine Studie von Jay S. Skyler vom Diabetes Research Institute der University of Miami Miller School of Medicine und Forschern der Type 1 Diabetes TrialNet Abatacept Study Group berichtet, der zufolge das humane Fusionsprotein CTLA4Ig (Abatacept) die Kostimulation jener T-Lymphozyten modulieren kann, die die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse angreifen.

Bei Patienten mit frisch diagnostizierter Typ-1-Diabetes, deren T-Zellen anfangs noch in der Aktivierungsphase waren, führten Abatacept-Injektionen in den ersten sechs Monaten zu einer deutlichen Verbesserung des Funktionserhalts der Betazellen, gemessen anhand der C-Peptidwerte. Danach schritt der Verfall der Langerhans-Inseln bei den Probanden ebenso schnell fort wie in der Kontrollgruppe; der anfängliche Vorteil blieb aber erhalten. Keine Heilung also und auch kein dauerhafter Krankheitsstopp, aber ein Zeitgewinn: Abatacept ist ein interessanter Kandidat für eine Kombinationstherapie, die möglichst früh einsetzen sollte.

Einem weiteren Lancet-Bericht zufolge ergab eine andere Studie, dass der Impfstoff Glutamatdecarboxylase (GAD) Diabetes Typ 1 nicht verhindern kann.