Nächtliche „Lichtverschmutzung“ schwächt Immunabwehr von Hamstern

Tracy A. Bedrosian et al.: Chronic exposure to dim light at night suppresses immune responses in Siberian hamsters. Biol. Lett. 23 June 2011 vol. 7 no. 3 468-471. doi: 10.1098/rsbl.2010.1108

Nächtliches Kunstlicht („Lichtverschmutzung“) verändert bei einigen Tieren den Zeitpunkt der Fortpflanzung und ihre Aktivitätsmuster, was die Überlebenschancen verringern kann. Es unterdrückt auch Immunreaktionen, was ebenfalls das Überleben beeinträchtigt. Die Autoren haben Dsungarische Zwerghamster (Phodopus sungorus), deren Vorfahren in ihrer Heimat keinen Lichtsmog kannten, vier Wochen lang nachts Dämmerlicht von 5 lux ausgesetzt; das ist fünfmal so hell wie Vollmond, entspricht etwa der realen urbanen Lichtverschmutzung und reicht aus, um die Melatonin-Ausschüttung bei Hamstern zu stören. (Melatonin ist das Hormon, das unseren Tag-Nacht-Rhythmus steuert.)  

Hamster, die nachts im Dämmerlicht leben mussten, zeigten gegenüber der nachts im Dunkeln lebenden Kontrollgruppe eine geschwächte DTH (delayed-type hypersensititity, ein Standardtest für die zelluläre Immunabwehr, v. a. T-Zell-vermittelte Entzündungen, Antigen-Verarbeitung und -Präsentation). Auch war das Blutplasma der Dämmerlicht-Hamster nach Reizung mit einem für Bakterien typischen Lipopolysaccharid (LPS) weniger gut imstande, Bakterien abzutöten, als das Blutplasma der Kontrollgruppe. Dieser Test misst die Stärke der unspezifischen, angeborenen Immunabwehr, die vor allem von den löslichen Proteinen des Komplementsystems geprägt ist.

Lediglich im dritten Test, der Auslösung eines Fiebers durch die Injektion von LPS, gab es keine Unterschiede. Auch das Verhalten der Hamster wurde durch das nächtliche Dämmerlicht beeinflusst; die Tiere bewegten sich sowohl tags als auch nachts weniger als ihre nachts im Dunkeln lebenden Artgenossen.

Die Studie zeigt, dass „Nebenwirkungen“ des modernen Lebens wie nächtliches Kunstlicht (vermutlich über die lichtabhängige Melatoninproduktion) das Immunsystem von Säugetieren deutlich beeinflussen können. Auch bei Wachteln und Hähnen sowie Ratten sind bereits ähnliche Effekte nachgewiesen worden.

htt://rsbl.royalsocietypublishing.org/content/7/3/468.shortPhodopus sungorus)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.