Schlagwort-Archive: Hygiene-Hypothese

Umwelt oder Gene: eine falsche Alternative

Skizzen zum Einfluss von Umweltbedingungen und genetischer Ausstattung auf das Risiko von Autoimmunerkrankungen. Die Visualisierungsidee mit dem Rechteck, dessen Fläche durch beide Seiten gleichermaßen bestimmt ist, stammt von dem kanadischen Psychologen Donald Hebb.

Schließen Autoimmunerkrankungen und Allergien einander aus? Teil 3

Nachdem die Autoren der beiden bereits vorgestellten Studien zu diesem Thema zu dem Schluss gelangten, dass zumindest einige Allergien einen gewissen Schutz vor Autoimmunerkrankungen darstellen, wird es Zeit für einen Dämpfer: Wie in beiden Studien erwähnt, fanden andere Forscher keine belastbaren negativen Korrelationen zwischen diesen beiden Erkrankungstypen. Im Jahr 2011 erschien ein Review-Artikel, in dem die Frage durch eine Metaanalyse (eine systematische Zusammenführung der Ergebnisse mehrerer Einzelstudien) beantwortet werden sollte. Hier die Zusammenfassung – wie immer: noch nicht allgemein verständlich aufbereitet. Dazu werde ich demnächst einen kleinen Zeichentrickfilm drehen.

L. Monteiro et al., Association between allergies and multiple sclerosis: a systematic review and meta-analysis. Acta Neurol Scand 2011, 123/1: 1–7. DOI: 10.1111/j.1600-0404.2010.01355.x

Abstract: Multiple Sklerose (MS) ist eine Th1-dominierte Autoimmunerkrankung des Zentralnervensystems. Die vorliegende systematische Übersicht und Metaanalyse soll die umstrittene Beziehung zwischen MS und Allergien klären. Alle entsprechenden klinischen und epidemiologischen Studien, die bis zum Juli 2009 veröffentlicht wurden, sollten auf ihre Tauglichkeit für eine Einbeziehung in die Metaanalyse untersucht werden. Von 1010 gefundenen Artikeln wurden schließlich 10 Studien in der Analyse zusammengefasst. Das Ergebnis: Es gibt keine signifikante Assoziation zwischen MS und Allergien (odds ratio: 0,91; Konfidenzintervall 95%: 0,98-1,23), Asthma (OR: 0,83, KI: 0,48-1,44), allergischer Rhinitis (Heuschnupfen, OR: 0,81, KI: 0,59-1,12) oder Ekzemen (OR: 0,93, KI: 0,71-1,23).   Weiterlesen

Literaturliste zur Alte-Freunde-Hypothese, Teil 2

(Teil 1 und Erläuterung des Zwecks hier; die Listen sind alphabetisch sortiert, die Zuordnung der Artikel zu Teil 1 oder 2 ist zufällig)

Bager, Peter, et al.: Symptoms after Ingestion of Pig Whipworm Trichuris suis Eggs in a Randomized Placebo-Controlled Double-Blind Clinical Trial. PLoS ONE 6(8): e22346, 2011. doi: 10.1371/journal.pone.0022346
Trichuris suis, TSO, CED, Tregs, Zytokine, Heuschnupfen, allergische Rhinitis, Asthma, Hakenwürmer, klinische Studie, Magen-Darm-Trakt, Gastrointestinaktrakt, Magen-Darm-Beschwerden, Eosinophilie, IgE, IgG, IgA, Bauchschmerzen, Flatulenz, Diarrhoe, Fragebogen

Bilbo, Stacy D., et al.: Reconstitution of the human biome as the most reasonable solution for epidemics of allergic and autoimmune diseases. Medical Hypotheses, Volume 77, Issue 4, October 2011, Pages 494-504. doi: 10.1016/j.mehy.2011.06.019
Würmer, Humanbiom, Immunsuppression,Entzündungen, Selbst, Nicht-Selbst, Multiple Sklerose, MS, Typ-1-Diabetes, Allergien, Immunsystem als Schnittstelle zur Umwelt, Bakterienflora, Pathogene, Mutualismus, Parasitismus, Kiefermäuler, Evolution, Wirbeltiere, Koevolution, Klima, sozioökonomischer Status, >340 Würmerarten befallen Menschen, präindustrielle Kulturen, Primaten, Depleted Biome Theory, Heuschnupfen, Hygiene-Hypothese, sanitäre Anlagen, Toiletten, Epigenetik, Trichuris suis, Colitis, Zytokine, CED, Stress, Autismus, Schizophrenie, Epidemiologie, MHC II, Altern, Neuronen, Tiermodelle, postindustrielle Gesellschaft, Fetus, Muttermilch, Laborratten, wilde Ratten, Biomrekonstitution, transgene Würmer, Therapie, Domestikation von Würmern   Weiterlesen

Donna Jackson Nakazawa, „The Autoimmune Epidemic“

Im Rahmen meiner Hintergrundlektüre und „Konkurrenzproduktanalyse“ habe ich mir vor einigen Wochen dieses Sachbuch der amerikanischen Journalistin Donna Jackson Nakazawa angeschafft (Touchstone, 2008, 328 Sn., € 18,20). Der etwas reißerische Untertitel „Bodies gone haywire in a world out of balance – and the cutting-edge science that promises hope“ ließ Schlimmes befürchten, aber das Buch hat mich trotz einiger Schwächen positiv überrascht. Ich habe viel daraus gelernt, und etwas widerwillig räume ich ein, dass es sogar zu einer Veränderung meiner Einschätzung der industriellen Entwicklung und meiner politischen Überzeugungen beiträgt. Kurz gesagt: Widerstrebend kehre ich gerade zu einigen „grünen“, zivilisationskritischen Ansichten zurück, von denen ich mich in den letzten 20 Jahren zugunsten einer optimistischeren, fortschrittszugewandteren Einstellung verabschiedet hatte. Das Kranksein bestimmt das Bewusstsein.   Weiterlesen

Ganten, Spahl, Deichmann: Die Steinzeit steckt uns in den Knochen

„Gesundheit als Erbe der Evolution“ lautet der Untertitel dieses allgemeinverständlichen Sachbuchs, das 2009 bei Piper erschien und dessen Taschenbuchausgabe (2011, € 9,95) ich neulich erworben habe, um zu prüfen,

  • wie weit sich der Inhalt mit meinem Vorhaben überschneidet,
  • wie populär der Text gehalten ist und
  • welche der im Anhang genannten Fachartikel ich mir besorgen sollte.   Weiterlesen