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Wissenschaftler*innen solidarisch mit der „Letzten Generation“

Klima-Kundgebung auf Kölner Neumarkt am Freitagmittag

Pressemitteilung

Köln, 29. März 2023

Am 31. März 2023 um 12 Uhr versammeln sich auf dem Neumarkt in Köln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen, um angesichts der drängenden Klimakrise ihre Solidarität mit der Gruppierung „Letzten Generation vor den Kipppunkten“ zu erklären und gegen deren Verunglimpfung als „Klimaterroristen“ zu protestieren.

Am 20. März 2023 hat der Weltklimarat (IPCC) erklärt:

Das Zeitfenster, in dem eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle gesichert werden kann, schließt sich.

Das heißt: Wir sind tatsächlich die letzte Generation, die das Schlimmste für die Menschheit und die Umwelt verhindern kann. Der Name der unter anderem durch regelmäßige Straßenblockaden bekannt gewordenen Gruppierung „Letzte Generation vor den Kipppunkten“ ist keine Übertreibung.

„Wir wissen genug – und handeln nicht danach“, so Maria-Inti Metzendorf, Gesundheitswissenschaftlerin und aktiv bei der Gruppierung Scientist Rebellion. „Das ist das eigentliche Problem – nicht die Menschen, die aus Verzweiflung über das Ausmaß der Klimakrise unseren Alltag mit ihren Aktionen stören.“

„Wir leben in einem der reichsten Länder und beanspruchen einen großen Teil der Ressourcen der Erde“, ergänzt die Biologin Andrea Kamphuis, die sich in dem Zusammenschluss Scientists for Future engagiert. „Wenn wir es nicht schaffen, unsere Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu überwinden, wer dann? Welche Zukunft hat eine Spezies, die ihre eigenen Lebensgrundlagen zerstört?“

Die Kundgebung bietet Gelegenheit zu Gesprächen mit Forscher*innen, Akademiker*innen und Studierenden, die sich im Angesicht von Klimawandel und Artensterben nicht mit den Hinhaltetaktiken der Politik und der Diskreditierung legitimer gewaltfreier Proteste abfinden wollen.

 

Kontakt: Dr. rer. nat. Andrea Kamphuis, kontakt@ak-text.de

Bürgerwehr-Sturmtrupps – und Klaus Mann

Vorweg, erstens: Ich behalte mir vor, die Kommentarfunktion zu diesem Beitrag – notfalls auch im ganzen Blog – zu sperren, und bei der Freischaltung von Kommentaren mache ich von meinem Hausrecht Gebrauch. „Zensur“? Geht woanders spielen.

Vorweg, zweitens: Eigentlich wollte ich an diesem Wochenende viele neue Erkenntnisse zum Immunsystem bloggen, in Zeichnungen umsetzen und ins Buchmanuskript einarbeiten. Aber es fällt mir zur Zeit schwer, mich darauf zu konzentrieren. Ich wohne übrigens in Köln.

Vollpfosten gründen Bürgerwehren

Ich weiß: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Viele Hunde, die bellen, beißen nicht (manche aber doch). Von einer Absichtserklärung bei Facebook oder in anderen sozialen Medien bis zur nachhaltigen gesellschaftlichen Praxis ist es ein weiter Weg. Dennoch beunruhigt es mich, dass im Lauf der letzten Tage Kölner „Bürgerwehren“ und „Sturmtrupps“ wie Pilze aus dem Boden schießen. Die meisten haben bisher überschaubaren Zulauf; der Polizei ist die Entwicklung bekannt; sie behält die Gruppen im Auge.

Wer sind, was wollen diese Bürgerwehren?

Es sind Security-Männer des Kölner Großbordells „Pascha“ darunter und ein Stabsunteroffizier der Bundeswehr. Bodybuilder, gescheiterte Existenzen, auch einige sympathisierende Frauen, Telefonsexarbeiterinnen, Angestellte der chemischen Industrie, Selbständige. Anonymen Kommentaren zufolge sympathisieren auch Polizisten mit diesen Bestrebungen, aber das kann hohles Geschwätz sein. Viele Personen treten mit Klarnamen und plausiblen, bereits lang geführten Facebook-Profilen auf, aus denen sich zum Teil die Genese ihrer Frustration ableiten lässt. (Der Stabsunteroffizier etwa hat 2015 mehrere Hundert nicht auszahlbare und nicht abzufeiernde Überstunden angesammelt – einen Teil davon bei Einsätzen an den nordrhein-westfälischen „Drehscheiben“ für Flüchtlinge.)

Der Gründer des „Sturmtrupps“ trägt die Tätowierung „Legio Patria Nosta“ auf seinem breiten Kreuz, das Motto der Fremdenlegion. Manche treten mit Phantasienamen wie „Wächter Midgards“ auf und nennen „Zukunft – Volk – Familie – Heimat – Gemeinschaft“ als ihre Werte, was sich mit der an den Mund geführten Bierdose auf dem Profilbild offenbar reibungslos verträgt. Einer dieser Kämpfer für die Frauenrechte hat anstelle eines Porträts den Spruch „Ein Foto von mir würde dich nur unnötig geil machen“ eingestellt. Einer hat ein Youtube-Video gepostet, das „Hier siehst du ein man der ein Esel sexuell penetriet“ heißt. Ein anderer meint: „Weshalb wurde der Messerstecher auf die Bürgermeisterin überhaupt festgenommen? Sie ist es doch selber Schuld gewesen, denn sie hatte keinen Abstand gehalten!“ Ein weiterer erklärt: „Ich hoffe, die deutschen Medien wissen jetzt auch, warum in solchen Ländern wie Syrien, Ägypten, Iran die Polizei so hart ran geht. Diese Leute vom Sexmob bekommen da die Schwänze abgeschnitten. Und das ist auch richtig so.“ (Orthografie korrigiert)

Sie wollen regelmäßig durch die Straßen Kölns patrouillieren, um „unsere Frauen“ vor sexuellen Übergriffen durch „Rapefugees“ zu schützen. Sie rekrutieren gezielt in Türsteher- und Kraftsportler-Kreisen. Sie verabreden bereits erste Termine für „Spaziergänge“. Zum Teil möchten sie mit der Polizei kooperieren (die sich dafür ganz herzlich bedanken wird, ebenso wie die meisten Frauen). Zum Teil erklären sie freiheraus: „Scheißt auf die Bullen, unsere Frauen brauchen jetzt Schutz, also lasst uns loslegen“ (Orthografie korrigiert). Sie machen keinen Hehl daraus, dass sie „auch mit G…“ vorgehen möchten, was in diesem Kontext nur „Gewalt“ heißen kann.

Hier manifestiert sich ein Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen, eine Aufkündigung der Akzeptanz des staatlichen Gewaltmonopols in einem beängstigenden Ausmaß. Was mich phasenweise etwas beruhigt, ist die beinahe flächendeckende Dummheit dieser Gestalten – angefangen bei einer Rechtschreibung, die von funktionalem Analphabetismus nicht weit entfernt ist – was sie nicht daran hindert, das Internet vollzuschreiben. Das Ganze macht bislang einen zwar aktionistischen, aber planlosen Eindruck: Kinder in Männerkörpern spielen Blockwart.

„Du kommst nie zur Macht!“

Aber als ich gestern jemandem von diesen Möchtegern-Bürgerwehren erzählte, erinnerte er mich an Klaus Mann. Der entdeckte 1932 in der Carlton-Teestube Hitler am Nebentisch, sah ihm aus nächster Nähe beim Verdrücken mehrerer Erdbeertörtchen zu, studierte sein Gesicht und lauschte seinem Geschwätz. Er nahm ihn als „bösartigen Spießer“ bar jeder Größe oder Begabung wahr und kam zu dem Schluss: „Du wirst nicht siegen, Schicklgruber, und wenn du dir die Seele aus dem Leibe brüllst. Du willst Deutschland beherrschen? Diktator willst du sein – mit der Nase? Daß ich nicht kichere! […] Laß dir nur noch ein Erdbeertörtchen kommen, Schicklgruber – es ist wohl das fünfte? –; in ein paar Jahren kannst du dir’s nicht mehr leisten; ein Bettler, ein Vergessener wirst du sein, in ein paar kurzen Jährlein. Du kommst nie zur Macht!“ (Klaus Mann, „Der Wendepunkt“)

Er hat seinen Irrtum bitter bereut.

Ich bin verunsichert. Meine Zuversicht, dass solche Vollpfosten unserer Gesellschaft nicht ernsthaft gefährlich werden können, ist seit Monaten dahin, und die letzte Woche hat das Unbehagen verstärkt. Unser Staat wird vorerst mit ihnen fertig, keine Frage. Aber das Misstrauen gegenüber den staatlichen Institutionen, der Presse und der Politik, das von den „Ereignissen“ der Silvesternacht, der bräsigen Desinformationsstrategie der Polizeileitung und eben dem Gebrüll der tapferen Bürgerwehr-Mannen geschürt wird, hat sich nach meinem Eindruck in weiten Teilen der Bevölkerung festgefressen, die diesen Staat trägt … solange sie überzeugt ist, dass er seine Sache gut macht.

Was, wenn die Bürgerwehr-Klappspaten ihren Goebbels finden?

Kleidung für Refugees – aber in welcher Größe?

Ich helfe zur Zeit gelegentlich in den Kleiderkammern der Kölner Johanniter und der Drehscheibe am Kölner Flughafen dabei, gespendete Kleidung zu sortieren. Blöderweise bin ich nahezu Gender-blind, wenn die Sachen nicht gerade mit rosa Glitzer verziert sind. Auch die uneinheitlichen Größenangaben verwirren mich.

Um wenigstens mit den Größen besser zurechtzukommen, habe ich Tabellen zusammengestellt, die ich ausdrucken, ggf. laminieren und zum Sortieren mitnehmen kann. Falls es auch anderen Helfern so geht: Bitte bedient euch. Die neun Seiten sind sortiert nach den Kategorien Schuhe, Damen, Herren sowie Kinder/Jugendliche.

Kleidergrößen

Das Autoimmunbuch beim Pecha-Kucha-Abend

Am Freitag habe ich beim 10. Kölner Pecha-Kucha-Abend einen der zehn Kurzvorträge gehalten. Das Pecha-Kucha-Prinzip: Die Sprecher reichen vorab 20 Folien bzw. Bilder ein, die in der gewünschten Reihenfolge jeweils exakt 20 Sekunden lang präsentiert werden. Nach 6 Minuten und 40 Sekunden ist es unweigerlich vorbei. 10 Vorträge folgen Schlag auf Schlag, vielleicht mit einer kurzen Pause zur Halbzeit.

Ich bin kurzfristig für einen erkrankten Sprecher eingesprungen und habe die Gelegenheit genutzt, das Autoimmunbuch und seine Teilfinanzierung durch Crowdfunding vorzustellen.

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