Der Schwerpunkt meines Blogs liegt auf den biologischen Mechanismen im Immunsystem und nicht auf Empfehlungen – aber da ich heute darüber gestolpert bin, hier ein kurzer Hinweis für Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis und andere, die regelmäßig oral verabreichte Medikamente nehmen müssen:
Grapefruitsaft hemmt sowohl die Aufnahme einiger Medikamente in die Blutbahn als auch den enzymatischen Abbau anderer Medikamente. Im ersten Fall kann es zu Unterdosierung kommen, im zweiten zu – zum Teil gefährlichen – Überdosierungen. „Zum Glück“ fällt L-Thyroxin in die erste Kategorie, und der Effekt ist relativ schwach. Wer morgens regelmäßig ein Glas Grapefruitsaft trinkt, muss u. U. eine um etwa 10% höhere Thyroxin-Dosis zu sich nehmen, um gut eingestellt zu sein. Wer den Saft ab und zu weglässt, manchmal mehr davon trinkt oder plötzlich ganz damit aufhört, sollte bedenken, dass dies Schwankungen im Schilddrüsenhormonlevel zur Folge haben kann.
Mit Calcium oder Eisen verträgt sich L-Thyroxin übrigens schlecht, weil sie die Aufnahme in die Blutbahn massiv beeinträchtigen – bitte möglichst nicht kombinieren oder, wenn die Einnahme wirklich nötig ist, mit dem Arzt oder der Ärztin besprechen und ggf. die L-Thyroxin-Dosis anpassen! Eine Calciumeinnahme senkt die L-Thyroxin-Aufnahme um bis zu 40% und kann folglich den TSH-Wert fast verdoppelt. Wer bei unveränderter L-Thyroxin-Dosis anfängt, Eisen- und/oder Calciumpräparate zu nehmen, kann in eine Hypothyreose rutschen. Das plötzliche Absetzen von Eisen oder Calcium bei unveränderter L-Thyroxin-Dosis kann umgekehrt eine Hyperthyreose hervorrufen.
Literaturhinweise
zu Grapefruit und verringerter Aufnahme in die Blutbahn:
Lilja et al.: Effects of grapefruit juice on the absorption of levothyroxine (2005)
D. G. Bailey: Fruit juice inhibition of uptake transport: a new type of food-drug interaction (2010)
zu Grapefruit und reduziertem Wirkstoffabbau -> Gefahr von Überdosierung:
aktueller Artikel in der Ärztezeitung
(Der darin verlinkte neue Artikel von Bailey ist leider nicht frei zugänglich; es gibt nicht einmal ein freies Abstract.)
Wer morgens regelmäßig ein Glas Grapefruitsaft trinkt, muss u. U. eine um etwa 10% höhere Thyroxin-Dosis zu sich nehmen, um gut eingestellt zu sein.
Hm, da würde ich eher die 30 Minuten Mindestabstand zwischen LT und Frühstück vergrößern, was ja auch bei Milchkaffee sinnvoll ist. Man kann ja nach dem LT noch eine Runde schlummern, falls man nicht zu den Leuten gehört, die im Bad ewig brauchen.
Und Eisen gibt es einfach nüchtern vor dem Mittag- oder Abendessen. Wenn LT schon ins Blut gegangen ist, sollte es ja egal sein, was nachher kommt. Abends auf der Bettkante noch irgendwelche Mineralien zu nehmen, wie es manche Hashimoto-Patientinnen machen, ist mir aber suspekt.
Tja, gutes Timing ist alles. Die Absorption von nüchtern und solo eingenommenem L-Thyroxin braucht wohl etwa drei Stunden. Bei Grapefruitsaft dürfte es wegen der schwachen Wechselwirkung reichen, nach der L-Thyroxin-Einnahme ein Weilchen zu warten. Bei Calcium sollte der Abstand einer Studie zufolge mindestens vier Stunden betragen – das wird schon mühsamer zu koordinieren. Und bei Eisen habe ich kapituliert: bloß nicht gleichzeitig mit L-Thyroxin, nicht zusammen mit diesem und jenem, aber besser beim Essen, damit es nicht so aggressiv auf den Magen wirkt usw. – es ist mir einfach nicht gelungen, das vernünftig in meinen (eher unregelmäßigen) Tagesablauf zu integrieren.
Hast du schon mal Ferrosanol duodenal versucht und die Kapsel geöffnet, um die Kügelchen flexibel nach Bedarf und Verträglichkeit zu dosieren?
Nein, aber mein Eisenmangelproblem hat sich durch eine Hysterektomie in Luft aufgelöst. 🙂