Multiple Sklerose: Autoimmunattacken nur mit gesunder Darmflora sowie Multiple Sklerose: Natürliche Darmflora als Auslöser? Nützliche Bakterien können bei erblich Vorbelasteten die Autoimmunkrankheit verursachen
Spektrumdirekt und scinexx berichten über eine Nature-Veröffentlichung (Abstract hier) von Kerstin Berer et al.: In Tiermodellen bleibt eine MS aus, wenn die Versuchstiere in keimfreier Atmosphäre gehalten werden und somit keine normale Darmflora haben. Nur wenn die Darmschleimhaut mit Bakterien in Kontakt steht, werden dort jene T-Zellen gebildet, die im Nervensystem Schaden anrichten, indem sie die Myelinschichten der Neuronen angreifen. Damit ist geklärt, dass die Entgleisung des Immunsystems bei MS keine Folge, sondern Ursache der neuronalen Schäden ist. Für die Zunahme der MS beispielsweise in Asien könnten also veränderte Essgewohnheiten verantwortlich sein. Welche Darmbakterien bei genetisch entsprechend veranlagten Menschen MS auslösen können, ist noch nicht klar, aber das Team hat Clostridien in Verdacht.
Probiotischer Joghurt wirkt anders als gedacht: Eingenommene Bakterien können sich im Darm nicht halten
Scinexx berichtet, dass Probiotika wie bestimmte Joghurts weder die Ansiedelung gesunder Bakterien im Darm fördern noch die Zusammensetzung der Darmflora langfristig beeinflussen. Vielmehr kurbeln sie die Produktion einiger für uns nützlicher Stoffwechselenzyme in den vorhandenen Bakterien an und dämpfen die Produktion anderer Enzyme – aber nur so lange, wie die Probiotika regelmäßig eingenommen werden. Das geht aus einer Publikation von Nathan P. McNulty et al. in Science Translational Medicine hervor.
Immunabwehr: Bakterielle Abstandshalter
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Laut Spektrumdirekt hat ein Forscherteam um Shipra Vaishnava herausgefunden, warum die Abermillionen von Bakterien in unserem Darm im Allgemeinen keine Abwehrreaktionen des Immunsystems auslösen: Die Darmepithelzellen schütten das Peptid RegIIIy aus, sobald ihre Toll-ähnlichen Rezeptoren (TLR) Kontakt zu grampositiven Bakterien vermelden. RegIIIy tötet diese allzu aufdringlichen Darmbewohner ab und bildet so eine etwa 50 Mikrometer dicke Schutzschicht zwischen Darminhalt und Epithel.