Mikrobiom und Autoimmunerkrankungen, V

Lora V. Hooper et al.: Interactions Between the Microbiota and the Immune System. Science 336(6086), 1268-1273, DOI: 10.1126/science.1223490

(Notizen nur zu den Teilen, in denen es um AIE geht)

In Tiermodellen, in denen Tregs fehlen, fördern Th1- und Th17-Zellen sowie IL-23-abhängige lymphoide Zellen der angeborenen Immunabwehr (innate lymphoid cells = ILCs) Colitis. Vermutlich werden auch beim Menschen CEDs durch ein Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen Immunzelltypen ausgelöst, das wiederum von den Kommensalen beeinflusst wird. Dafür sprechen z. B. die starke Kopplung von Morbus Crohn an IL23R-Polymorphismen und von schwerer Enterocolitis an IL10– und IL10R-Mutationen.

Bei keimfrei aufgezogenen Mäusen ist der Verlauf von Arthritis, EAE (MS-Modell) oder Colitis i. A. schwerer als bei Mäusen mit normalem Mikrobiom. Bei Tiermodellen für Th17-abhängige Arthritis und EAE reicht eine Assoziation mit segmentierten filamentösen Bakterien (SFB) aus, um die Krankheit auszulösen. In all diesen Modellen hat die Vermehrung der Th17-Zellen im Darmschleimhaut-Immunsystem systemische Auswirkungen. Die Antigenspezifität dieser Zellen muss noch geklärt werden.  

Das Mikrobiom kann vor Typ-1-Diabetes schützen. Die nonobese diabetic mouse ist ein gutes Modell für T1D mit teilweise denselben genetischen Prädispositionen wie beim Menschen und bestimmten diabetogenen CD4- und CD8-T-Zell-Populationen. Die T1D-Inzidenz in Kolonien dieser Mäuse ist von den Zuchtbedingungen abhängig, da sie sowohl durch die Mikrobiom-Vielfalt als auch durch die Anwesenheit von Pathogenen beeinflusst wird. Mäuse, die außerdem keinen MyD88-Adaptor haben, was die TLR-Signalwege so gut wie abschaltet, haben bei keimfreier Aufzucht eine hohe T1D-Inzidenz; haben diese nonobese diabetic/MyD88-/- -Mäuse dagegen ein Mikrobiom, so bricht der Diabetes bei ihnen nicht aus. Durch die MyD88-Defizienz haben die Mikroben einen besseren Zugang zur Epitheloberfläche und zur Lamina propria; es dringen mehr Kommensalen bis zur systemischen Immunabwehr vor, und bei der Induktion der adaptiven Immunabwehr ist die Costimulation verringert. Was davon den Diabetes verhindert (Mangel an Autoimmun-T-Zellen oder „Rausverdünnung“ der diabetogenen Lymphozyten durch die vielen gegen Kommensalen gerichteten Lymphozyten?), ist noch unklar. Befund passt  jedenfalls zur Hypothese, dass bessere Hygiene beim Menschen zu mehr AIE und Allergien führt.

 

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