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Sonnenhut in Buchenwald. Alternativmedizinische Forschungsprojekte und Menschenversuche im „Dritten Reich“


Anlässlich eines aktuellen Spiegel-Artikels zum Thema veröffentliche ich meinen 2001 im Skeptiker erschienenen Artikel, der bei der GWUP leider nicht mehr auffindbar ist, hier erneut. Zusätzliche Belege und Infos über die Unterlassungserklärung, die ich abgeben sollte, finden sich bei der GWUP (2. Link).

Wer den gesetzten Artikel einschließlich der Bilder lesen möchte, findet hier das PDF des damaligen Sonderdrucks.

Sonnenhut in Buchenwald

Alternativmedizinische Forschungsprojekte und Menschenversuche im „Dritten Reich“

Der Schulmedizin-Gegner Himmler förderte im „Dritten Reich“ die Alternativmedizin nach Kräften. In diesem Beitrag werden drei solcher Forschungsprojekte beschrieben: die Behandlung von schweren Infektionen mit homöopathischen Mineralsalzen im Konzentrationslager Dachau, die Behandlung von Phosphor-Brandwunden mit Echinacea-Präparaten der Firma Madaus im Konzentrationslager Buchenwald sowie das Massensterilisationsvorhaben mit Caladium seguinum, ebenfalls in Zusammenhang mit der Firma Madaus. Anschließend wird die mühsame rechtliche Aufarbeitung des Sterilisationsprojektes im Nürnberger Ärzteprozess dargestellt, die unter der Uneinigkeit der Gutachter, der mangelnden Differenzierung zwischen Phytomedizin und Homöopathie sowie den Kommunikationsproblemen zwischen Wissenschaftlern und Juristen litt.

Während die chemisch-pharmazeutische Industrie ihre Rolle im Nationalsozialismus mittlerweile – nach massiven Anstößen von außen – ansatzweise aufgearbeitet hat, ist es um die Geschichte alternativmedizinischer Firmen und Organisationen zwischen 1933 und 1945 immer noch recht still. [1] So liest sich dieser Abschnitt der Firmengeschichte der phytopharmazeutischen Madaus AG auf deren Homepage wie folgt: „1934: Dr. med. G. Madaus erschließt neue technische Wege zur Aufbereitung frischer Arzneipflanzen. 1935: Gründung des Biologischen Institutes zur Erforschung von Arzneipflanzenwirkstoffen. 1938: Das pflanzliche Immunstimulans ECHINACIN wird eingeführt, das auf Echinacea purpurea aufbaut. Das dreibändige ‘Lehrbuch der biologischen Heilmittel’ von Dr. Gerhard Madaus erscheint. Großer Neubau für Produktion und Verwaltung in Radebeul. 1939: Zur Segmenttherapie bei Arthrosen … wird PLENOSOL eingeführt. 1942: Zur Behandlung der Schilddrüsen-Überfunktion wird LYCOCYN eingeführt. 1944/45: Weitgehende Vernichtung der Zweigniederlassungen … durch Kriegseinwirkungen“ [2]

Dass das Unternehmen in dieser Zeit in zwei nationalsozialistische Forschungsprojekte verstrickt war, erfährt man weder hier noch in den historischen Rückblicken in Jubiläumsfestschriften noch in einer Dissertation über den Firmengründer Dr. Gerhard Madaus, die von einem Firmenmitarbeiter verfasst wurde. [3] Der Begriff „Verstrickung“ soll hier wohlgemerkt keine Schuldhaftigkeit unterstellen; jedoch hat die Firma m.E. die Schuldigkeit, diese Vorgänge aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Weiterlesen