Zwillingsstudie: Chronischer Schlafmangel schwächt die Abwehr

Eine kleine Ergänzung zum Beitrag über die überraschend großen Unterschiede im Immunsystem eineiiger Zwillinge: Einer kürzlich veröffentlichten Studie zufolge sind bei Personen, die regelmäßig im Durchschnitt eine Stunde kürzer schlafen als ihre eineiigen Zwillingsgeschwister, etliche Gene des Immunsystems herunterreguliert, etwa jene für die Interleukine (Botenstoffe des Immunsystems) oder für die Aktivierung von Immunzellen. Dieser Befund unterscheidet sich deutlich von anderen Studien, in denen die Schlafdauer im Labor für kurze Zeit künstlich verringert wurde: Bei Probanden, die nicht aus freien Stücken und nicht dauerhaft besonders wenig schlafen, waren dieselben Immunsystem-Parameter erhöht.

Der Vorteil der neuen Studie ist das deutlich weniger künstliche Setting – aber um einen hohen Preis: Da es in der zugrunde liegenden Datenbank sehr wenig eineiige Zwillingspaare gab, bei denen sich die Schlafdauer deutlich unterschied und die auch sonst alle Einschlusskriterien (Nichtraucher, gesund usw.) erfüllten, konnten nur Daten von 11 Paaren, also 22 Personen ausgewertet werden. Ein weiterer Schwachpunkt: Die Immunsystem-Parameter wurden nur einmal täglich anhand einer Blutprobe analysiert. Dabei schwanken diese Parameter im Tagesverlauf deutlich. Für einen soliden Vergleich zwischen chronischem und akutem Kurzschlaf wären also erheblich aufwändigere Analysen nötig.

N. F. Watson et al. (2017): Transcriptional Signatures of Sleep Duration Discordance in
Monozygotic Twins

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