Archiv der Kategorie: Allgemein

Befremdliche Veröffentlichungssitten

Neben informativen und anregenden Arbeiten habe ich in den letzten beiden Jahren auch unverständliche, kuriose oder dubiose Artikel über Autoimmunerkrankungen gelesen. Manchmal erkennt oder ahnt man zumindest, woher der seltsame Eindruck rührt. Einige Autoren kämpfen mit der englischen Sprache, andere haben über die Jahre so viel Widerstand vonseiten des wissenschaftlichen Mainstreams erfahren, dass sie sich einen missionarischen Außenseiter-Duktus angewöhnt haben, mit dem sie sich selbst und ihren Ideen keinen Gefallen tun. Auffällig oft finden sich in Ein-Autor-Artikeln gewisse Schrullen.

In den letzten Tagen habe ich einen Übersichtsartikel (Review) aus einer Elsevier-Zeitschrift gelesen, der sprachlich weitgehend in Ordnung ist und fünf Autoren hat und mich dennoch kopfkratzend bzw. -schüttelnd zurücklässt. Nach meinem Verständnis sollte ein Review einen Überblick über den aktuellen Wissensstand zu einem Thema vermitteln, am besten aus der Warte anerkannter Experten, die viel Erfahrung mitbringen und nicht mitten im Rattenrennen (publish or perish) stecken.

In diesem Review aber schreiben die Autoren über sich selbst in der dritten Person und attestieren einem von ihnen entwickelten Verfahren „great promise in both preventing and curing autoimmune disorders“: befremdliches Eigenlob. Neben einem Tierversuch, bei dem mit diesem Verfahren eine bestimmte Autoimmunstörung offenbar beendet werden konnte, verweisen die Autoren darauf, die Methode habe auch bei Krebs ein vergleichbares Potenzial gezeigt – Quelle: „unpublished result“.

Bei Heilungsversprechen in Sachen Autoimmunerkrankungen und/oder Krebs gehen bei mir die Alarmlampen an. Der Text stammt aus dem Jahr 2011, und eine kleine Literaturrecherche zeigt, dass besagtes Verfahren bis heute fast ausschließlich von den Autoren selbst in Fachartikeln erwähnt wird. Ich frage mich wirklich, welche Kumpanei bzw. welche Interessen dazu geführt haben, dass der durchaus renommierte Herausgeber der Zeitschrift so etwas durchgehen ließ.

Schreibklausur

Liebe Blogleserinnen und -leser,

dass es hier im Moment nur selten neue Beiträge gibt, liegt nicht an Untätigkeit. Vielmehr stecke ich mitten in meiner Jahreswechsel-Schreibklausur, um das Autoimmunbuch voranzubringen, das eigentlich schon 2012 fertig hätte werden sollen.

Viele Grüße, danke für eure Geduld und eure Kommentare, und möge 2013 ein gutes und ruhiges Jahr werden – vor allem, was die Gesundheit angeht.

Gesichtslähmung geht zurück

Facialislähmung, Tag 24: betroffene Gesichtshälfte schwächer an Grimasse beteiligt

Kleines Gesundheitsupdate: Die Fazialislähmung lässt nach, die Mimik normalisiert sich allmählich. Ein flüchtiger Betrachter mag schon nichts mehr davon mitbekommen. Aber beim Grimassenschneiden sieht man noch, dass die linke Gesichtshälfte (hier wegen Spiegel ebenfalls links) stärker beteiligt ist als die rechte. Auch die Akustik stimmt noch nicht; Geräusche bestimmter Frequenzen dröhnen und scheppern ungeheuer in meinem rechten Ohr. Und ob nun wegen der (längst beendeten) immunsupprimierenden Prednison-Therapie oder aus anderen Gründen: Die Erkältung, die ich mir außerdem eingefangen habe, ist hartnäckiger und ermüdender als sonst. Dennoch hoffe ich, morgen am Autoimmunbuch weiterschreiben zu können. Lust dazu habe ich jedenfalls.

Das Bell-Phänomen

Heute, am vierten Tag der Fazialislähmung und der Prednison-Einnahme, ist das nach Charles Bell benannte Bell-Phänomen zu bewundern: Ich bekomme das rechte Auge (wegen Spiegel auch im Bild rechts) inzwischen nicht mehr ganz zu, und man sieht das Weiße des Augapfels, weil dieser beim Schließen nach oben gedreht wird. Das geschieht auch bei gesunden Menschen, nur sieht man es bei ihnen wegen der normalen Beweglichkeit der Augenlider nicht.

idiopathische periphere Fazialislähmung mit Bell-Phänomen

Auf Englisch heißt die idiopathische periphere Fazialislähmung übrigens „Bell’s palsy“.

Tja, Verbesserungen kann ich noch nicht erkennen. Aber dafür ist es auch noch zu früh: Der Fazialisnerv hat an der Stelle, wo er durch das Schläfenbein nach außen tritt, aufgrund einer akuten Entzündung bzw. einer Autoimmunattacke seine Myelinscheide eingebüßt. Die muss in den nächsten Wochen ganz langsam wieder aufgebaut werden, damit der Nerv wieder Signale weiterleiten kann.

Inklusion durch Piraterie

Zum zweiten Mal in diesem Jahr aus gesundheitlichen Gründen auf Hörbücher angewiesen, wollte ich gerade einige Rushdie-Romane zum Anhören kaufen. Es folgt ein Screenshot. Fuck you, buch.de! Und wenn die Buchbranche das nächste Mal über die schlimme Piraterie klagt, werde ich schallend lachen.

Mehr gab es nicht. Man beachte Preise und Lieferfristen.

Gesichtslähmung

Ich dachte eigentlich, ich hätte mein diesjähriges Kontingent an „interessanten“ Erkrankungen bereits ausgeschöpft, aber nein. Seit gestern habe ich eine rechtsseitige Gesichtslähmung, genauer: eine idiopathische periphere Fazialisparese. Die vorangegangenen starken Nackenschmerzen lassen zwar nach, aber da mein rechtes Auge wegen des stark reduzierten Lidschlags leicht austrocknet, kann ich längst nicht mehr so lange am Bildschirm arbeiten oder lesen wie gewohnt. Eine solche Lähmung kann einige Wochen oder einige Monate oder (mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa zehn Prozent) ein Leben lang anhalten.

Versuch, die Stirn zu runzeln (das harmloseste meiner heutigen Gruselbilder)

Es wurmt mich, dass sich dadurch die Arbeit am Autoimmunbuch schon wieder erheblich verzögert. Das tut mir so leid für meine Unterstützer, die nun noch länger auf das Buch warten müssen. Ich tue alles, was in meiner Macht steht, um die Regeneration zu unterstützen. Dazu gehört momentan eine massive Medikation mit Prednison, einem Glucocorticoid, das stark immunsupprimierend wirkt und daher auch – in viel niedrigeren Dosen – bei einigen Autoimmunerkrankungen verschrieben wird. Dazu gehört aber auch, dass ich mein rechtes Auge wirklich schone, denn das linke ist ja schon seit der Netzhautablösung am Anfang dieses Jahres nicht mehr so doll. :-/ Ich kann nur an eure Geduld appellieren – und an meine eigene.