… mit der chinesischen Tierklassifikation, die Borges sich ausgedacht hat. Oder mit der wirren Begrifflichkeit der Immunologie.
Skizzen für die Einleitung des Autoimmunbuchs. Das #wtf lasse ich voraussichtlich weg. 🙂
Ein unvollständiger Überblick über organ- oder gewebsspezifische Autoimmunerkrankungen bzw. Krankheiten mit mutmaßlicher Autoimmunbeteiligung:Betroffen sind unter anderem die Kopfhaut, das Gehirn/die Nerven, die Ohren, die Augen, der Mund, die Wirbelsäule/die Knochen, die Schilddrüse, die Lungen, das Herz, die Leber, der Magen, die Bauchspeicheldrüse, die Nieren, die Nebennieren, der Dünndarm, der Dickdarm, der Mastdarm, die Blase, die Gelenke, die Geschlechtsorgane, das Blut, die Blutgefäße, die Lymphknoten, die Hände, die Beine, die Füße, die Muskeln und die Haut.
Im Leben ist nichts zu fürchten,
alles ist zu verstehen.
Marie Curie (1867–1934) zugeschrieben
Theodosius Dobzhansky (1900–1975)
Trotz ergiebiger Autoimmun-Fachlektüre in den letzten Wochen hat die Kraft zum Bloggen nicht gereicht. Kurz vor dem Jahreswechsel möchte ich wenigstens berichten, wie ich das Jahr 2011, mein Sabbatjahr, vorläufig beurteile.
Wie bereits im August in meiner Rezension des Buches „The Autoimmune Epidemic“ von Donna Nakazawa Jackson angedeutet, bin ich 2011 durch die Fachlektüre vor allem zum ökologischen Denken zurückgekehrt, das mich in den 1980ern stark geprägt hat. Die Artikel über Humane Endogene Retroviren (HERVs), das Human Metagenome Project, die Hologenom-Theorie, molekulare Mimikry, die Zusammenhänge zwischen Infektionen und Autoimmunerkrankungen, die Symbiosen von Pflanzen oder Tieren und Mikroorganismen, evolutionär konservierte mikrobielle Antigene usw., die ich in den letzten Wochen gelesen habe, haben mir erneut verdeutlicht, dass wir Entgleisungen der angeborenen und der erworbenen Immunabwehr nur richtig verstehen werden, wenn wir nicht mehr angestrengt auf das Humangenom starren, sondern akzeptieren, dass wir Gemeinschaftswesen sind: Ökosysteme, in denen zahlreiche virale Gene, mikrobielle Genome, Einzeller und auch größere Mitbewohner wie Würmer maßgebliche Rollen spielen (oder spielten). Weiterlesen
Es geht kaum voran mit dem Autoimmunbuch. Reiner Zeitmangel ist es nicht, eher eine Kombination aus Schreibblockade, Winterdepression, Furcht vor drei bevorstehenden Übersetzungs- und Schreib-Deadlines und Verärgerung über dies und jenes: Politik, Gesundheit, Gesundheitspolitik.
Diese Verärgerung werde ich mir in den nächsten Tagen in einigen Blogbeiträgen von der Seele schreiben, die mit Autoimmunerkrankungen wenig bis nichts zu tun haben. Die Skizzenkladde und die Manuskriptdateien fürs Autoimmunbuch klappe ich, nachdem ich sie einige Tage angestarrt habe wie das Kaninchen die Schlange, wieder zu – und übersetze erst einmal weiter: Dabei lassen sich Fortschritte viel leichter quantifizieren; vielleicht baut mich das wieder auf.
Dass ich hier in den letzten Tagen nichts veröffentlicht habe, liegt an einem Übersetzungsauftrag, den ich kurzfristig auf der Frankfurter Buchmesse angenommen habe. Eigentlich wollte ich erst im Januar wieder ins Übersetzen einsteigen, aber die Gelegenheit war zu günstig, um das Angebot auszuschlagen. Also werde ich bis Mitte Januar teils übersetzen, teils am Buch weiterarbeiten. Hier im Blog werde ich mich anfallsartig immer dann austoben, wenn eine Kapitel-Deadline verstrichen ist und ich mich wieder ein paar Tage lang ganz dem Thema Autoimmunerkrankungen widmen kann.
Ein herrliches Kontrastprogramm — beide Werke werden in meinem Buch ihren Niederschlag finden!
Auf Luis P. Villarreal (Origin of Group Identity. Viruses, Addiction and Cooperation. Springer 2009) und seine Idee von den „Abhängigkeitsmodulen“, mit denen Parasiten, vor allem Viren, sich ihre Wirte gefügig gemacht und sich zugleich selbst domestiziert haben, hat mich Fran Ryan in seinem Buch Virolution aufmerksam gemacht. Eine Geschichte des Lebens von den ersten Anfängen bis zu den heutigen menschlichen Kulturen mit ihren Schriftsprachen, Religionen und Wissenschaften zu verfassen, die auf dieser einen Grundidee von der Gruppenidentität aufbaut, ist schon gewagt: das verschrobene Werk eines beseelten Außenseiters oder doch eher die Ankündigung eines unausweichlichen Paradigmenwechsels? Ich werde berichten.
Scott McCloud (Comics machen. Alles über Comics, Manga und Graphic Novels. Carlsen 2007) hat nicht einfach ein How-To geschrieben, sondern in mehreren Büchern eine regelrechte Theorie des Comics (seiner Entstehung, Bedeutung, Rezeption usw.) entwickelt. Ich erhoffe mir zahlreiche Anregungen für die Illustrationen meines Buches, das zwar kein Comic werden wird, wohl aber eine halbe „Graphic Non-Fiction Novel“. Derzeit schwebt mir eine klare Aufteilung in Textseiten links und teils cartoonartige, teils nüchterne Abbildungen rechts vor.