Immunologische und virologische Meldungen des VBIO, Sept./Okt. 2011

Statt selbst viel zu schreiben, verweise und verlinke ich einfach auf einige Meldungen, die mir in letzter Zeit in den Newslettern des Biologenverbandes aufgefallen sind:

Erster Nachweis für Viren in der Erdgeschichte: Paget-Krankheit bei Dinosaurier entdeckt
Die Frage, wie alt Viren sind, wird im Autoimmunbuch angeschnitten werden: Eine lange Koevolution zwischen Viren und unseren Vorfahren, bei der endogenisierte Viren Funktionen im Immunsystem übernommen haben, setzt ja voraus, dass es Viren schon sehr lange gibt.

Programmierter Zelltod bei Morbus Crohn
Ein Forschungsteam um Claudia Günther und Christoph Becker (Uniklinik Erlangen) veröffentlichte am 15. September 2011 in Nature einen Artikel, dem zufolge das Fehlen des Enzyms Caspase-8 bei Patienten mit CED zu einem übermäßigen „Selbstmord“ (Apoptose) von Panethzellen im Darm und damit zu einer größeren Durchlässigkeit des Darmepithels für Bakterien führt.  

Gesundes Immunsystem schützt vor altersbedingter Makuladegeneration
Bei einer altersbedingten Makuladegeneration, Arteriosklerose oder Arthritis bilden sich durch reaktive Sauerstoffverbindungen Ablagerungen, sog. Drusen. Diese aktivieren das Komplementsystem, das zur angeborenen Immunantwort zählt und Entzündungsreaktionen auslöst, die zu chronischen Erkrankungen führen können. Peter Zipfel und sein Team in Jena haben die Rolle des Faktors H untersucht, eines Elements des Komplementsystems, von dem es entzündungshemmende und entzündungsfördernde Varianten gibt. (Rheumatoide Arthritis und auch Arteriosklerose sind Autoimmunerkrankungen.)

Epigenetische Veränderungen signalisieren frühzeitig Diabetes-Risiko
Der Endokrinologe Bernhard Böhm (Ulm) und seine Kollegen haben herausgefunden, dass einer Typ-1-Diabetes Veränderungen im Methylierungsmuster der DNA vorausgeht. 10-15 Jahre nach Etablierung des epigenetischen Musters bricht die Krankheit aus.

Mit Präzision gegen Autoimmunerkrankungen
Der Konstanzer Doktorand Khalid Wasim Kalim hat im Team des Immunologen Marcus Groettrup die Funktion und die Wechselwirkungen des Immunproteasoms erforscht, eines Enzymkomplexes, der für die Entstehung von Antigenen im menschlichen Körper zuständig ist. Das Immunproteasom reguliert jene Botenstoffe, die Autoimmunerkrankungen hervorrufen. Seine gezielte Hemmung kann Autoimmunerkrankungen verhindern, ohne das Immunsystem unspezifisch zu schwächen, wie es die bisher eingesetzten Immunsuppressiva tun.

Durchbruch in der Entwicklung von Therapien für Psoriasis und Multiple Sklerose
Ein Team am Universitätsklinikum Tübingen hat den Wirkmechanismus des kleinen körpereigenen Moleküls Dimethylfumarat (DMF) erforscht, das sowohl bei Psoriasis als auch bei Multipler Sklerose Besserungen bewirkt. Offenbar beeinflusst DMF die dendritischen Zellen, die das Immunsystem stimulieren: Es kann sie so „umerziehen“, dass sie keine Gewebszerstörungen mehr auslösen. Erste DMF-Medikamente sollen bereits dieses Jahr auf den Markt kommen.

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