Schlagwort-Archive: Toleranz

Toleranz oder Entzündung: eine Frage der Position

Die nächste Skizze fürs Buch. In die Membran von Darmepithelzellen sind zahlreiche Rezeptoren eingebaut, die Bakterienbestandteile erkennen – z. B. bakterientypische CpG-DNA (DNA-Abschnitte mit einem hohen Anteil der Nukleobasen Cytosin und Guanin).

Die Stimulation ein und desselben Rezeptortyps, z. B. TLR-9, kann unterschiedliche Folgen auslösen, je nachdem, an welcher Seite der Epithelzelle sie stattfindet. Weiterlesen

Sesam öffne dich: Dendritische Zellen und Tight Junctions

Im gesunden Darm ist das Epithel für Pathogene und ihre Giftstoffe nahezu undurchdringlich, da die Epithelzellen in der Nähe ihrer apikalen (also dem Darmlumen zugewandten) Seite durch Bänder von sogenannten Tight Junctions eng miteinander verbunden sind. Diese sehen unter dem Elektronenmikroskop in der Aufsicht ein wenig wie Steppdecken aus (Bildmitte). Die „Steppnähte“ bestehen aus speziellen Proteinen, die zusammen wie ein Klettverschluss funktionieren (rechts). Die Proteine tragen zum Teil sprechende Namen wie Claudin (von lat. claudere = schließen, versperren) oder Occludin (von lat. occludere = zuschließen). Claudin ist ein Transmembranprotein, dessen beide Enden im Zytoplasma der Epithelzelle lokalisiert sind und das mehrfach die Membran durchstößt, um im Raum zwischen zwei Epithelzellen zwei Schlaufen zu bilden, die sich mit den Schlaufen der Nachbarzelle „verhakeln“, aber auf bestimmte Signale hin den Durchgang freigeben (rechts, Querschnitt durch die Membranen zweier Epithelzellen).   Weiterlesen

Schließen Autoimmunerkrankungen und Allergien einander aus? Teil 3

Nachdem die Autoren der beiden bereits vorgestellten Studien zu diesem Thema zu dem Schluss gelangten, dass zumindest einige Allergien einen gewissen Schutz vor Autoimmunerkrankungen darstellen, wird es Zeit für einen Dämpfer: Wie in beiden Studien erwähnt, fanden andere Forscher keine belastbaren negativen Korrelationen zwischen diesen beiden Erkrankungstypen. Im Jahr 2011 erschien ein Review-Artikel, in dem die Frage durch eine Metaanalyse (eine systematische Zusammenführung der Ergebnisse mehrerer Einzelstudien) beantwortet werden sollte. Hier die Zusammenfassung – wie immer: noch nicht allgemein verständlich aufbereitet. Dazu werde ich demnächst einen kleinen Zeichentrickfilm drehen.

L. Monteiro et al., Association between allergies and multiple sclerosis: a systematic review and meta-analysis. Acta Neurol Scand 2011, 123/1: 1–7. DOI: 10.1111/j.1600-0404.2010.01355.x

Abstract: Multiple Sklerose (MS) ist eine Th1-dominierte Autoimmunerkrankung des Zentralnervensystems. Die vorliegende systematische Übersicht und Metaanalyse soll die umstrittene Beziehung zwischen MS und Allergien klären. Alle entsprechenden klinischen und epidemiologischen Studien, die bis zum Juli 2009 veröffentlicht wurden, sollten auf ihre Tauglichkeit für eine Einbeziehung in die Metaanalyse untersucht werden. Von 1010 gefundenen Artikeln wurden schließlich 10 Studien in der Analyse zusammengefasst. Das Ergebnis: Es gibt keine signifikante Assoziation zwischen MS und Allergien (odds ratio: 0,91; Konfidenzintervall 95%: 0,98-1,23), Asthma (OR: 0,83, KI: 0,48-1,44), allergischer Rhinitis (Heuschnupfen, OR: 0,81, KI: 0,59-1,12) oder Ekzemen (OR: 0,93, KI: 0,71-1,23).   Weiterlesen

Literaturliste zur Alte-Freunde-Hypothese, Teil 2

(Teil 1 und Erläuterung des Zwecks hier; die Listen sind alphabetisch sortiert, die Zuordnung der Artikel zu Teil 1 oder 2 ist zufällig)

Bager, Peter, et al.: Symptoms after Ingestion of Pig Whipworm Trichuris suis Eggs in a Randomized Placebo-Controlled Double-Blind Clinical Trial. PLoS ONE 6(8): e22346, 2011. doi: 10.1371/journal.pone.0022346
Trichuris suis, TSO, CED, Tregs, Zytokine, Heuschnupfen, allergische Rhinitis, Asthma, Hakenwürmer, klinische Studie, Magen-Darm-Trakt, Gastrointestinaktrakt, Magen-Darm-Beschwerden, Eosinophilie, IgE, IgG, IgA, Bauchschmerzen, Flatulenz, Diarrhoe, Fragebogen

Bilbo, Stacy D., et al.: Reconstitution of the human biome as the most reasonable solution for epidemics of allergic and autoimmune diseases. Medical Hypotheses, Volume 77, Issue 4, October 2011, Pages 494-504. doi: 10.1016/j.mehy.2011.06.019
Würmer, Humanbiom, Immunsuppression,Entzündungen, Selbst, Nicht-Selbst, Multiple Sklerose, MS, Typ-1-Diabetes, Allergien, Immunsystem als Schnittstelle zur Umwelt, Bakterienflora, Pathogene, Mutualismus, Parasitismus, Kiefermäuler, Evolution, Wirbeltiere, Koevolution, Klima, sozioökonomischer Status, >340 Würmerarten befallen Menschen, präindustrielle Kulturen, Primaten, Depleted Biome Theory, Heuschnupfen, Hygiene-Hypothese, sanitäre Anlagen, Toiletten, Epigenetik, Trichuris suis, Colitis, Zytokine, CED, Stress, Autismus, Schizophrenie, Epidemiologie, MHC II, Altern, Neuronen, Tiermodelle, postindustrielle Gesellschaft, Fetus, Muttermilch, Laborratten, wilde Ratten, Biomrekonstitution, transgene Würmer, Therapie, Domestikation von Würmern   Weiterlesen