Schlagwort-Archive: Peitschenwürmer

Knut und der ganze Rest: Urlaubsnachlese

Knut hat es postum noch ein vermutlich letztes Mal geschafft, das Sommerloch zu füllen: Während meines Urlaubs ging die Nachricht um, dass der Eisbär an einer Autoimmunerkrankung zugrunde gegangen ist, nämlich an einer Anti-NMDA-Rezeptor-Encephalitis. Hier der entsprechende Forschungsartikel von H. Prüss et al.: Anti-NMDA Receptor Encephalitis in the Polar Bear (Ursus maritimus) Knut.

Weitere Immunsystem-Meldungen und -Fachartikel der letzten Wochen; über einige davon werde ich demnächst noch bloggen:

Mikrobiom

Antibiotics and the Gut Microbiome
Antibiotics given to infant mice may have long-term effects on the animals’ metabolism and gut microbiota.

The Sum of Our Parts
Putting the microbiome front and center in health care, in preventive strategies, and in health-risk assessments could stem the epidemic of noncommunicable diseases.

How Fats Influence the Microbiome
Mice fed a diet high in saturated fat show shifts in their gut microbes and develop obesity-related inflammation.

Skin Microbes Help Clear Infection
In a small study, researchers find a link between an individual’s skin microbiome and the ability to clear a bacterial infection.
Die Studie (Open Access): The Human Skin Microbiome Associates with the Outcome of and Is Influenced by Bacterial Infection

Genetics, Immunity, and the Microbiome
The makeup of an individual’s microbiome correlates with genetic variation in immunity-related pathways, a study shows.
Die Studie (Open Access): Host genetic variation impacts microbiome composition across human body sites

Thymus

Nur 160 Plätze für T-Vorläuferzellen im Thymus frei
Abstract (Rest hinter Paywall): Multicongenic fate mapping quantification of dynamics of thymus colonization.

Lymphgewebe

Rethinking Lymphatic Development
Four studies identify alternative origins for cells of the developing lymphatic system, challenging the long-standing view that they all come from veins.

Brain Drain
The brain contains lymphatic vessels similar to those found elsewhere in the body, a mouse study shows.

Krebs und Autoimmunität

Body, Heal Thyself
Reviving a decades-old hypothesis of autoimmunity
Review (Open Access): Cancer-Induced Autoimmunity in the Rheumatic Diseases

Autoimmun-Uveitis

Bacteria to Blame?
T cells activated in the microbe-dense gut can spark an autoimmune eye disease, a study shows.

Multiple Sklerose

Melatonin for MS?
Improvements in multiple sclerosis symptoms correlate with higher levels of the sleep hormone, a study finds.

Taufliegen: Erhöhung der genetischen Vielfalt zur Pathogenabwehr

Fending Off Infection in Future Generations
Female fruit flies challenged with infection during their lifetimes have offspring with greater genetic diversity.

Plazenta

The Prescient Placenta
The maternal-fetal interface plays important roles in the health of both mother and baby, even after birth.

Asthma

Wie Bauernhöfe vor Asthma schützen
Spezifisches Protein senkt Überreaktionen des Immunsystems ab

Selbstmedikation von Affen bei Peitschenwurm-Infektionen

Sickness behaviour associated with non-lethal infections in wild primates (Abstract)

Auswertung Wissenschafts-Newsletter, Teil 2

Weitere Meldungen der letzten Monate, zunächst wieder zum Mikrobiom:

Manipuliert uns unsere Darmflora? Artikel über eine im August veröffentlichte Studie, der zufolge Darmbakterien die Stimmung ihrer Wirte so beeinflussen, dass diese Nahrung zu sich nehmen, die den Bakterien zugute kommt. Keimfrei aufgezogene Mäuse haben z. B. veränderte Geschmacksrezeptoren, und Darmbakterien wie Escherichia coli produzieren Dopamin. Die Anwesenheit bestimmter Bakterien beeinflusst über solche Signalstoffe die Nerven des Verdauungstrakts, dessen Signale über den Vagusnerv ans Gehirn weitergeleitet werden. Der Vagusnerv beeinflusst unser Essverhalten und Körpergewicht.

Dick durch Jetlag und Schichtarbeit? Eine im Oktober in Cell veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass Jetlag und Schichtarbeit uns dick macht, indem sie nicht nur unsere innere Uhr, sondern auch die inneren Uhren unserer Darmflora verstellen. Mäuse, die unregelmäßigen Hell-Dunkel- sowie Fütterungsrhythmen ausgesetzt sind und kalorienreiche Kost erhalten, haben eine anders zusammengesetzte Darmflora und werden dicker als solche, die einen normalen Rhythmus beibehalten können. Auch bei zwei Menschen mit Jetlag nach einer Fernreise veränderte sich die Zusammensetzung der Darmflora: Begünstigt wurden Bakterien, die mit Übergewicht und Diabetes in Zusammenhang gebracht werden.

The Rise of Celiac Disease Still Stumps Scientists: Bericht über zwei im Oktober im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studien zu Zöliakie, deren Ergebnisse zwei beliebten Hypothesen widersprechen. Erstens scheint die Wahrscheinlichkeit, an Zöliakie zu erkranken, nicht zu sinken, wenn man bei Kleinkindern die Einführung von glutenhaltiger Nahrung hinauszögert. Bestenfalls bricht die Zöliakie etwas später aus. Zweitens lässt sich die Erkrankungswahrscheinlichkeit bei Kindern mit einer entsprechenden genetischen Prädisposition auch durch „Desensibilisierung“, also durch kleine Glutenbeimischungen zur Muttermilch, nicht senken.    Weiterlesen

Entwurmungen in Entwicklungsländern: weniger erfolgreich als bisher angenommen?

Vor dem Hintergrund des Schutzes vor Autoimmunerkrankungen und Asthma, den verschiedene parasitische Würmer vor allem bei Infektionen während der Kindheit zu vermitteln scheinen, fand ich das ernüchternde Ergebnis dieses Cochrane-Reviews interessant:

David C. Taylor-Robinson et al.: Deworming drugs for soil-transmitted intestinal worms in children: effects on nutritional indicators, haemoglobin and school performance. The Cochrane Library, 11. Juli 2012, DOI: 10.1002/14651858.CD000371.pub4

(Berichte/Kommentare dazu hier und hier)

Übersetzung der allgemeinverständlichen Zusammenfassung:

„Die wichtigsten über Böden übertragenen Würmer sind Fadenwürmer, Hakenwürmer und Peitschenwürmer. In den Tropen und Subtropen sind sie vor allem in Kindern aus armen Gegenden mit schlechter/fehlender Kanalisation, hoher Bevölkerungsdichte, schlechter Bildung und schlechtem Zugang zum Gesundheitswesen weit verbreitet. Die Infektionen verursachen bei Kindern manchmal Unterernährung, Wachstumsstörungen und Anämie, und einige Experten glauben, sie würden auch die schulische Leistung beeinträchtigen. Neben Verbesserungen der Kanalisation und der Hygiene werden auch Medikamente gegen Würmer eingesetzt.

Ein Ansatz besteht darin, nur diejenigen Individuen zu behandeln, die sich bei Massentests als infiziert erwiesen haben. Indizien deuten darauf hin, dass dies das Gewicht und evtl. auch die Hämoglobinwerte verbessert, aber die Belegbasis ist klein. Bei einem anderen, derzeit von der WHO empfohlenen und viel besser untersuchten Ansatz werden alle Schulkinder mit Wurmmitteln behandelt.

Nach Untersuchungen nach einer einzelnen Wurmmittelgabe oder nach mehreren Dosen bleibt ungewiss, ob solche Programme Ernährungsindikatoren wie Gewicht oder Körpergröße, die kognitiven Fähigkeiten, die Unterrichtsteilnahme oder die schulischen Leistungen positiv beeinflussen. Es sieht so aus, als hätten sie keine Auswirkung auf den Hämoglobingehalt des Blutes. Einer Untersuchung an einer Million Schulkindern, bei der Todesfälle untersucht wurden, wurde bereits 2005 abgeschlossen, aber die Forscher haben ihre Ergebnisse noch nicht veröffentlicht.“