Allmählich hält die Ökosystemtheorie Einzug in die Immunologie. Immer mehr Forscher plädieren dafür, sich von der alten Kriegsmetaphorik zu verabschieden und die Wahrung der menschlichen Gesundheit eher wie die Pflege eines Naturschutzgebiets anzugehen: Bevor man Organismen bekämpft, sollte man wissen, welche Rollen sie im jeweiligen Ökosystem spielen. Sonst geht es uns mit unseren Symbionten und Kommensalen so wie mit der Vogelwelt auf so mancher Insel, auf der Katzen eingeführt wurden, um die Ratten in Schach zu halten. Womöglich ist genau das schon passiert, als wir in der ersten Welt bestimmte Würmer und Bakterien ausgerottet haben, die über Jahrhunderttausende auf und in uns lebten – mit der Folge, dass Autoimmunerkrankungen überhand nehmen.
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Gäste mit unterschiedlichen Tischsitten
Weitere Skizzen fürs Autoimmunbuch. Die Mikroorganismen, die auf und in uns leben, spielen ganz unterschiedliche Rollen:
Kommensalen sitzen im übertragenen Sinne mit am Tisch und bedienen sich bescheiden an der Nahrung ihrer Wirte, ohne ihnen zu schaden.
Parasiten schaden ihren Wirten, indem sie zum Beispiel einen Großteil der Ressourcen an sich reißen, sodass die Wirte verhungern.
Symbionten bieten zum Tausch für eine Ressource, die sie erhalten, eine Gegengabe an (zum Beispiel einen Nährstoff, den die Wirte selbst nicht erzeugen können).
Literaturliste zur Alte-Freunde-Hypothese, Teil 1
Für meinen Spektrumdirekt-Artikel über die Selbstinfektion mit Darmparasiten (jetzt auch hier nachzulesen) und für das entsprechende Kapitel im Autoimmunbuch habe ich in den letzten Monaten etliche Fachartikel über die sog. Old-friends-Hypothese gelesen, der zufolge Würmer und andere Parasiten im Laufe ihrer Koevolution mit uns wichtige Funktionen in der Immunabwehr übernommen haben und dem Immunsystem jetzt fehlen. (Diese Hypothese ist die Nachfolgerin der Hygiene-Hypothese, der zufolge die Zunahme der Autoimmunerkrankungen und vor allem Allergien in den letzten Jahrzehnten auf die fehlende Konfrontation mit Krankheitserregern im Kindesalter zurückzuführen sei.)
Mir fehlt die Zeit, all diese Artikel hier ausführlich vorzustellen; andererseits muss ich mir das Material so erschließen, dass ich beim Schreiben des Kapitels schnell die richtigen Zitate und Informationen finde. Daher liste ich die Arbeiten einfach alphabetisch auf und versehe sie mit Schlagwörtern: nicht schön, aber hoffentlich praktisch. Wenn der entsprechende Artikel frei zugänglich ist, hinterlege ich den Titel mit einem Link. (Teil 2: hier) Weiterlesen