Geschlechtsunterschiede bei Autoimmunerkrankungen aus pathologischer Sicht

Hebel umlegen, um Entzündungen zu bremsen

DeLisa Fairweather, Sylvia Frisancho-Kiss and Noel R. Rose: Sex Differences in Autoimmune Disease from a Pathological Perspective. American Journal of Pathology, 2008;173:600-609, DOI: 10.2353/ajpath.2008.071008

Zusammenfassung/Notizen, noch nicht allgemein verständlich aufbereitet

Etwa 8% der Bevölkerung haben Autoimmunerkrankungen, 78% davon sind Frauen. Die akute und die chronische Phase von Autoimmunerkrankungen verlaufen bei Männern und Frauen unterschiedlich. Frauen reagieren auf Infektionen, Impfungen und Verletzungen mit einer verstärkten Antikörperproduktion und einer Immunantwort, die von Th2-Zellen dominiert ist, während bei Männern die Entzündung und die Th1-Antwort im Vordergrund stehen.   Weiterlesen

Literaturanschaffung II

Kürzlich bestellt:

  • Volkhard Kaever, Michael U. Martin, Klaus Resch: Immunpharmakologie,  UTB, 2010
  • Michael P. Muehlenbein (Hg.): Human Evolutionary Biology,  Cambridge University Press, 2010

Das Buch von Kaever, Martin und Resch wurde gerade bei spektrumdirekt sehr positiv besprochen.

Muehlenbein ist Koautor einiger interessanter Fachartikel über die Auswirkungen von Sexualhormonen wie Testosteron auf die Immunabwehr, vor allem auf den Parasitenbefall von Primaten.

Fahrplan für die nächsten Wochen

Lieber Apfelschorle: Kraftstoff für die Lesereise

Nachdem es gesundheitlich bergauf zu gehen scheint, habe ich einen Recherche- und Schreib-Fahrplan für die nächsten Wochen zusammengestellt. Seit gestern widme ich mich dem umfangreichen Themenkomplex Immunsystem und Geschlechterunterschiede, mit dem allein man ein halbes Buch füllen kann:

  • Das X-Chromosom und Immunfunktionen
  • Estrogen, Testosteron und Immunfunktionen
  • Geschlechtsabhängige Unterschiede bei Autoimmunerkrankungen
  • Rolle von Testosteron im männlichen Lebensverlauf
  • Fortpflanzungsmaximierung und starke Immunabwehr als antagonistische Selektionskriterien
  • Estrogenrezeptoren als Transkriptionsfaktoren
  • Xenoestrogene als mögliche Ursache für die Zunahme von Autoimmunerkrankungen
  • Sekundäre Geschlechtsmerkmale als Anzeiger für gute Pathogenabwehr
  • MHC-Diversitäts-Optimierung bei der Partnerwahl – auch beim Menschen?
  • Veränderung der Partnerwahlkriterien je nach Pathogen-Belastung der Umwelt
  • Stress-linked immunocompetence handicap hypothesis (eine griffige deutsche Übersetzung muss ich mir noch einfallen lassen)

Als nächstes großes Thema habe ich die humanen endogenen Retroviren ins Auge gefasst – aber das dauert noch eine Weile.

Diabetes Typ 1: Im Frühstadium kann Abatacept die Funktion der Betazellen erhalten

Auf der deutschen Website von The Lancet wurde am 1. Juli über eine Studie von Jay S. Skyler vom Diabetes Research Institute der University of Miami Miller School of Medicine und Forschern der Type 1 Diabetes TrialNet Abatacept Study Group berichtet, der zufolge das humane Fusionsprotein CTLA4Ig (Abatacept) die Kostimulation jener T-Lymphozyten modulieren kann, die die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse angreifen.

Bei Patienten mit frisch diagnostizierter Typ-1-Diabetes, deren T-Zellen anfangs noch in der Aktivierungsphase waren, führten Abatacept-Injektionen in den ersten sechs Monaten zu einer deutlichen Verbesserung des Funktionserhalts der Betazellen, gemessen anhand der C-Peptidwerte. Danach schritt der Verfall der Langerhans-Inseln bei den Probanden ebenso schnell fort wie in der Kontrollgruppe; der anfängliche Vorteil blieb aber erhalten. Keine Heilung also und auch kein dauerhafter Krankheitsstopp, aber ein Zeitgewinn: Abatacept ist ein interessanter Kandidat für eine Kombinationstherapie, die möglichst früh einsetzen sollte.

Einem weiteren Lancet-Bericht zufolge ergab eine andere Studie, dass der Impfstoff Glutamatdecarboxylase (GAD) Diabetes Typ 1 nicht verhindern kann.

Neuromyelitis optica: keine Form der MS, sondern eine eigene Autoimmunerkrankung

Bei spektrumdirekt hat Friedmann Paul, Oberarzt an der Klinik für Neurologie der Charité, am 1. Juli über die neuerdings als eigenständige Autoimmunstörung geltende Neuromyelitis optica informiert, die zur Erblindung oder, wenn sie das Rückenmark betrifft, schlimmstenfalls zu einer vollständigen Querschnittslähmung führen kann: „Angriff auf den Wasserkanal„.

Crowdfunding-Kampagnenanalyse

Lang ist's her! Eine Barspende.

Am 16. Juni endete meine Crowdfunding-Kampagne bei MySherpas – Zeit für eine erste statistische Auswertung: Ingesamt gab es 117 Unterstützungsvorgänge; einige Personen haben zweimal Geld gegeben. Zwei Teilbeträge sind nicht über das MySherpas-System gelaufen, weil sie bar und erst am bzw. nach dem Projektende eingegangen sind. Wenn ich den Wert einer Fremdwährung aus der Zeit vor der Euro-Einführung richtig überschlagen habe, summieren sich die 117 Beträge ziemlich exakt zu 8.000 Euro.

52 Prozent meiner Sherpas sind weiblich, darunter zwei „halbe Paare“. 🙂

Etwa 59 Prozent der Sherpas kenne ich persönlich aus dem „wahren Leben“, etwa 11 Prozent durch Internet- oder Mailkontakte (z. B. Kolleginnen oder Auftraggeber). Etwa 30 Prozent waren mir vor der Kampagne nicht bekannt. (Es gibt einige Zweifelsfälle bei weit verbreiteten Namen.) Den hohen Anteil mir bekannter Unterstützer führe ich unter anderem auf mein langjähriges ehrenamtliches, vor allem berufspolitisches Engagement zurück, an das sich offenbar noch viele erinnern – was mich sehr bewegt hat.   Weiterlesen

Medizinisches Crowdsourcing

In Zusammenhang mit meiner Finanzierungskampagne und der Crowdconvention bin ich in den letzten Wochen auf einige ganz unterschiedliche Crowdsourcing-Projekte aus dem Medizin- und Gesundheitssektor bzw. den Biowissenschaften gestoßen.

Wird an der Wirklichkeit vorbei geplant, bahnt sich die Weisheit der vielen ihren Weg.

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Literaturanschaffung

Liebe Unterstützer, herzlichen Dank, dass ihr mir die folgenden Anschaffungen ermöglicht habt:

  • Moncef Zouali (Hg.): Epigenetics of Autoimmune Diseases, 115,80 Euro, sofort lieferbar
  • Donna J. Nakazawa: The Autoimmune Epidemic, 18,20 Euro, lieferbar in 2-3 Wochen

Das erstgenannte Buch gibt es zwar auch in der Kölner Zentralbibliothek für Medizin, aber es enthält so viele dicht gedrängte, wertvolle Informationen, dass ich das ständige Entleihen, Verlängern und Zurückgeben lästig finde. Außerdem kann ich in einem eigenen Exemplar Bleistiftanstreichungen vornehmen, was mir die geistige Durchdringung und das Erstellen von Exzerpten erleichtert.

Das zweite Buch kenne ich noch nicht, aber ein Blick ins Inhaltsverzeichnis hat mein Interesse geweckt. Es ist von einer Betroffenen verfasst, die nach den Ursachen für die starke Zunahme der Autoimmunerkrankungen in den letzten Jahrzehnten sucht und sich mit Umweltgiften, Nahrungsmitteln, Viren, Impfungen usw. beschäftigt. Selbst wenn ich zu anderen Schlüssen kommen sollte als sie, sollte ich ihre Argumentation kennen.

Crowdfunding in der Buchbranche

In meinem Börsenblatt-Meinungstext „Crowdfunding: Subskription 2.0“ habe ich die Friendly-Fire-Kampagne als proof of concept angeführt.

Die Kommentatoren haben völlig recht: Crowdfunding ist nicht die Rettung für die gesamte krisengeplagte Verlagswelt. Aber es ist ein Modell, mit dem weiter experimentiert werden sollte und das sich auch mit anderen Formen der Buchfinanzierung hybridisieren lässt. Das werde ich in den nächsten Jahren gemeinsam mit zwei Freunden ausprobieren: in unserem kleinen, noch in Gründung befindlichen Verlag Kraut Publishers.